Wir beginnen eine gemeinsame Betrachtung mit einzelnen Facetten aus ihrer Gedanken-, Gefühlsmäßigen und Handlungsbezogenen Welt. Zum einen betrachten wir die Realität im Hier und Jetzt. Was fällt Ihnen bei sich selbst auf, was wird Ihnen von anderen gesagt oder zugeschrieben („Du bist so …“). In solchen Momenten der gemeinsamen therapeutischen Reflektion schwenken wir den Lichtstrahler langsam nach Absprache in die Vergangenheit. Die Vergangenheit kann einen Monat, ein Jahr, zwei Jahre oder 30 Jahre zurückliegen. Dort wo das Trauma, von dem Sie wissen oder ahnen, entstanden ist. Dazu braucht es notwendigerweise einen hohen achtsamen Umgang von Ihnen als Betroffener eines Traumas und von mir als Fachtherapeut in enaktiver Traumatherapie.
Wir sprechen gemeinsam ab, ob das Licht auf 20 % oder 50 % gedimmt wird. Wir sprechen gemeinsam ab, ob eine Facette, die aktuell im Dunkeln liegt und grau ist, angeleuchtet werden darf, um eine Farbe oder eine Kontur zu bekommen. Damit erkennbar und bewusster wird, wie ihre Gedanken und Gefühle und das situative Geschehen in Bezug auf das Trauma sind. (Ich erkenne, ich fühle, ich sehe, dass…)
Wir öffnen also gerade nicht komplett die „Büchse der Pandora“ und wühlen im Matsch und schauen, was da alles drin liegt, sondern schauen behutsam nach, was gerade angeschaut oder nachgefühlt werden möchte und was von unserem Verstand oder/und unserer Gefühlswelt im Hier und Jetzt zur Betrachtung freigegeben wird.
Diese Selbstbestimmtheit von Ihnen als Betroffener einer Traumatisierung ist in unserem gemeinsamen therapeutischen Prozess das höchste Ziel der enaktiven Traumatherapie.
Methodische Grundlagen
Eine tiefgehende traumatherapeutische, psychotherapeutische Betrachtung durch wissenschaftlich erforschtes (Psychotraumatologie, Bindungsforschung, Neuropsychologie, u.a.) Fachwissen.
Begriff: Herkunft und Leitbild
Enaktiv – Erfassen von Sachverhalten durch eigene Handlungen.
Enaktivismus – Literatur: „Der Baum der Erkenntnis“ (Maturana, Verela)
Dazu mein persönlich assoziiertes Leitbild:
Leben ist Beziehung (Mensch, Tier, Objekt, Umwelt) – das gelebte Leben von Null bis (un-)endlich ist es, was Bedeutung und Sinn gibt.
Allgemeines Therapieziel
Erhöhung der Wahrnehmung und der tieferen Erkenntnis, wie der enaktive Ansatz ein besseres Verständnis und eine hilfreiche Behandlung von traumatisierten Menschen ermöglicht. Der Therapeut hat ein tiefes affektives Interesse daran, wie es ist, als traumatisiertes Individuum oder als ein bestimmter dissoziativer Agens zu existieren.